Deutschland - eine lebendige Kulturnation
Kultur ist in Deutschland das Kernstück der Eigenstaatlichkeit der 16 Länder. Das Grundgesetz räumt dem Bund in Fragen der Kultur nur geringe Kompetenzen ein, weshalb die meisten kulturellen Einrichtungen von den Ländern und Kommunen unterhalten werden. Die eine Kultur Deutschlands gibt es nicht. Es gibt viele, die gleichzeitig und oft erstaunlich gegensätzlich nebeneinander her existieren, ineinander verwoben, einander abstoßend und anziehend. Von Deutschland als Kulturnation sprechen, heißt im 21. Jahrhundert, von einem gewachsenen, sich immerfort weiter entwickelnden, lebendigen Organismus zu reden, dessen Vielfalt verblüffend, irritierend, oft auch anstrengend ist.
Traditionelle Kulturhoheit in den Ländern
Deutschlands Ruf als bedeutende Kulturnation gründet auf den großen Namen der Vergangenheit wie Bach, Beethoven und Brahms in der Musik, Goethe, Schiller und Thomas Mann in der Literatur. Die Deutschen waren stolz auf ihr „Empfinden“, ihr „Gemüt“, auf ihre „Innerlichkeit“, die sich vor allem in der Philosophie und Musik Bahn brach: Gestalt und Form gewann und so allen Menschen, die sich dafür interessierten, zugänglich wurde. Im heutigen universitären Lehrbetrieb wird sie immer noch gelehrt, die typisch deutsche Philosophie, und noch steht sie weltweit in hohem Ansehen.
Heutzutage basiert Deutschlands Ruf auch auf einer lebendigen aktuellen Kunstszene und einer weltoffenen Vielfalt. Dies wurzelt in der föderalen Tradition des Landes, das erst ab 1871 als Gesamtstaat zu existieren begonnen hat. Die 1949 gegründete Bundesrepublik, aber auch das seit 1990 wiedervereinte Deutschland haben bewusst an föderale Traditionen angeknüpft und die Kulturhoheit den Ländern überlassen. Erst seit 1998 gibt es einen Beauftragten für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt.
Vielfalt an Kultureinrichtungen
Die jetzige Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, ist als Staatsministerin direkt der Bundeskanzlerin zugeordnet. Sie hat unter anderem die Aufgabe, Kultureinrichtungen und -projekte von nationaler Bedeutung zu fördern. Die Kulturszene in Deutschland hat viele Facetten: Rund 300 Theater und 130 Berufsorchester gibt es zwischen Flensburg und Garmisch. 630 Kunstmuseen mit international hochkarätigen Sammlungen bilden eine beispiellose Museumslandschaft. Vital ist zudem die junge deutsche Malerei, die auch international längst zu Hause ist. Mit rund 95.000 neuen und neu aufgelegten Büchern pro Jahr gehört Deutschland auch zu den großen Buchnationen. 350 Tageszeitungen und tausende Zeitschriftentitel sind Beleg für eine lebendige Medienlandschaft. Neue Erfolge feiert auch der deutsche Film und dies nicht nur in deutschen Kinos, sondern auch in vielen Ländern der Welt.
Mit dieser Vielfalt an Kultureinrichtungen nimmt Deutschland eine Spitzenposition ein. Das überwiegend öffentlich organisierte Theater-, Orchester- und Museumssystem findet grundsätzlich hohe Akzeptanz.
Kulturelle Angebote von internationalem Rang
Das Land hat einen Prozess durchlaufen, der in anderen europäischen Staaten bereits früher einsetzte. Es hat sich, auf Basis der eigenen Traditionen, von außen kommenden Einflüssen geöffnet und ein neues Kapitel entwickelt. Junge Künstler mit Migrationshintergrund haben Artikulationsformen gefunden, musikalisch, aber auch poetisch auf das Aufeinandertreffen und Verschmelzen unterschiedlicher Herkunftskulturen zu reagieren.
Das kulturelle Eigenleben der Länder hat überall Kulturzentren entstehen lassen. Selbst in kleinen Städten gibt es kulturelle Angebote von internationalem Rang. Die regionalen Kunst- und Kulturzentren haben sich im immer weiter verschwimmenden Grenzbereich zwischen Unterhaltung und Hochkultur zu lebendigen Zentren der neuen deutschen Kultur entwickelt. Zusammen bilden sie ein Spiegelbild Deutschlands in konzentrierter Form. Mit dem Humboldt-Forum entsteht zudem bis 2019 ein kulturelles Leuchtturmprojekt im wieder errichteten Schloss in der Mitte Berlins. Geprägt von Weltoffenheit, soll es einen internationalen Wissensaustausch und den Dialog der Kulturen ermöglichen.