千姿百态看德国·生活篇(汉德对照)
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Wohnprojekt für ältere Menschen

In Deutschland leben rund 25 Millionen Rentner. Der Anteil der Bevölkerung im Rentner-Alter ist neben Italien nirgendwo in Europa so hoch wie in Deutschland. Ein Drittel der 65-jährigen und älteren Menschen leben allein in einem Einpersonenhaushalt. Die Mehrheit der Generation lebt jedoch in einer Paargemeinschaft. Die Angst vor dem Ruhestand taucht immer wieder auf. Das ist ein ganz aktuelles Thema in der öffentlichen Debatte um die Altersarmut, um die sogenannte Rentenlücke. Meistens aber bleibt die Angst im Privaten und weniger konkret, kündigt sich an mit einem Unbehagen. Das beginnt schon beim Wort: Ruhestand - das klingt nach Stillstand, Bewegungslosigkeit. Nach Abstellgleis.

Die verlängerte Lebenserwartung

Wer heute in den Ruhestand geht, hat noch ein Viertel seines Lebens vor sich, vielleicht sogar mehr. Die Lebenserwartung, die in früheren Zeiten durchschnittlich zwischen 40 und 45 Jahren lag, steigt dank medizinischer Fortschritte schon seit Jahrzehnten massiv an und wird im Jahr 2050 bei 84,5 Jahren für Frauen und bei 80,5 für Männer liegen. Und das sind nur Durchschnittswerte. In der Spitze sehen die Zahlen noch eindrucksvoller aus: Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatten nur zwölf Prozent der Frauen in Deutschland die Chance, das 80. Lebensjahr zu erreichen. Am Jahrhundertende waren es schon 60 Prozent. 90 Jahre alt zu werden war nur einem Prozent der Frauen vergönnt und nur 0,5 Prozent der Männer. 100 Jahre später wären es 20 Prozent. Und das Statistische Bundesamt kommt zu der Erkenntnis: „Eine Obergrenze der Lebenserwartung gibt es nicht.“

Die Vorstellung des Alten-Hauses

So viele Jahre, so viel Zukunft. Viele Deutschen wollen nicht nur mit Lebensgefährten bzw. Lebensgefährtin alt werden, sondern auch mit anderen Gleichaltrigen. Weil man auch als Ehepaar vereinsamen könne. Und sie sagten: Stellt euch vor, einer stirbt vor dem anderen!

Im Alter mit Gleichgesinnten in ein großes Haus ziehen. Die Vorstellung haben viele. Doch die wenigsten verwirklichen sie. Mindestens jeder Dritte über 55-Jährige denkt darüber nach, in ein solches Wohnprojekt zu ziehen, glaubt Andrea Töllner vom Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V. Tatsächlich ist es eine gute Entscheidung: Studien belegen, dass ältere Menschen, die in Wohnprojekten zusammenleben, viel seltener und viel später in Pflegeheime müssen als jene, die alleine leben. Töllner schätzt, dass es in Deutschland aber nur etwa 3.000 Häuser gibt, darunter auch einige, in denen mehrere Generationen zusammenwohnen. „Oft verhindern finanzielle Schwierigkeiten das Projekt, entweder weil sich kein Investor findet oder weil die Menschen Angst vor den Kosten haben, die auf sie zukommen können. Noch öfter scheitert es daran, dass die Menschen sich die Veränderung dann doch nicht zutrauen.“

20 Alte in ihrem eigenen Wohnhaus

„Ich glaube, vielen von uns Männern fehlt die soziale Fantasie, um uns solche alternativen Lebensmodelle auszumalen“, sagt Michael Lohmeyer im Garten. „Ohne meine Frau wäre ich nie auf die Idee gekommen, in ein Hausprojekt zu ziehen.“

Der Garten, in dem er gerade sitzt, gehört zu jenem Alten-Haus, von dem seine Frau und die Freundin an einem Abend sprachen und das jetzt, fast zehn Jahre später, Wirklichkeit geworden ist. Und die Nachbarn, mit denen er Kaffee trinkt, sind ein paar von den Menschen, mit denen er und seine Frau alt werden. Insgesamt leben in dem Haus 20 Mitbewohner - vier Paare und zwölf alleinstehende Frauen.

Viele Mitbewohner im Garten vertreten die Meinung: Um das Alter zu genießen, muss man das Leben genießen können. Man muss im Jetzt leben können. Zukunft - das ist für sie kein Lebensinhalt mehr. So glauben besonders Gretel Betz, Nachbar von Lohmeyer und zwei Nachbarinnen von ihm und sie wollen so bald wie möglich ihr Leben in ihrem eigenen Wohnhaus mit gleichalterigen Menschen zusammen genießen.