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Ⅱ.Individuum und Gesellschaft in Luhmann's Systemtheorie

Aufgrund der geschilderten Parsons'schen Gedanken hat Luhmann nun einige neue Gesichtspunkte über die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft entwickelt.

Zunaechst definiert Luhmann Systeme als selbstreferenzielle und autopoietische Operationsnetze,wobei eine Operation aus dem Prozess von zwei Hand-lungen,also dem Setzen und Bezeichnen einer Differenz besteht.Für Luhmann sind Systeme immer selbstreferenzielle und autopietische Systeme.[5]

So definiert,unterscheidet Luhmann vier Systeme voneinander,naemlich mechanisches System,Organismus,soziales System und psychisches System(oder Bewusstseinssystem),wobei soziales System wiederum Interaktion,Organisation und Gesellschaft umfasst.Psychische Systeme sind nach ihm eben Individuen.Somit wird es dann klar,dass sich die Analyse der Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft innerhalb des Erklrungsmusters für die intersystemischen Beziehungen bewegt.Dieses Erklaerungsmuster basiert auf dem von ihm erweiterten Begriff Interpenetration.Seine diesbezueglichen Gesichtspunkte sind:

a.Systeme bilden füreinander Umwelt.Für ein Bezugssystem-z.B.für das psychische System,also für das Individuum-bedeutet dies,dass die Gesamtheit aller anderen Systeme und der Interdependenzen zwischen ihnen seine Umwelt bildet.

b.Die Umwelt ist immer komplexer als das Bezugssytem.Daraus lsst sich logisch ableiten,dass das Verhaeltnis zwischen einem System und seiner Umwelt immer von der Reduktion von Komplexitt bestimmt wird.Das System versucht stets,aus der Umwelt Informationen für die eigene Reproduktion zu selektionieren .

c.Interpenetration macht eine Ausnahme von diesen Beziehungen.Denn dabei geht es nicht einfach um die Reduktion der Umweltkomplexitaet,sodern eher um Internalisierungen von Umwelteinfluessen.

Nach diesen Gesichtspunkten koennen wir dann behaupten,dass für Luhmann die Beziehung zwischen Individuum als psychischem System und Gesellschaft als sozialem System wie folgt gestaltet ist:Individuen sind interpenetrierendes System,soziale Systeme konstituieren sich durch Inrterpenetrationen der Individuen.Deswegen sind soziale Systeme nicht aus Individuen gebildet;Individuen sind auch keine Teile der Gesellschaft.Psychische Systeme wie alle anderen Systeme haben nach Luhmann die Eigenschaft,dass sie sich selbstreferenziell reproduzieren,also die Eigenschaft der selbstreferenziellen Autopoiesis .

Um nun das Verhaeltnis zwischen Individuum und Gesellschaft nher zu klren,müssen wir weiter fragen,welche speziellen Eigenschaften psychische Systeme noch haben.

Zunchst ist festzustellen,dass für Luhmann psychische Systeme Bewusst-seinssysteme sind.Bewusstsein ist nach ihm nichts Substantielles,sondern ein spezieller Operationsmodus der psychischen Systeme:Sie produzieren nmlich Bewusstsein durch Bewusstsein;und sie bekommen im Prozess ihrer Autopoiesis kein Bewusstsein von aussen,geben aber auch kein Bewusstsein nach aussen.Dieser Character der Geschlossenheit des psychischen Systems zeigt sich auch in seiner Unterscheidung von der Umwelt.Nach Luhmann bildet das Nervensystem seine direkte Umwelt.Das Nervensystem ist auch ein geschlossenes System,hat eigene Elemente und reproduziert sich selbst aufgrund dieser Elemente.Somit ist es klar,dass das psychische System ein vom Nervensystem unabhngiges System ist.[6]

Nach Luhmann bilden Vorstellungen die konstituierenden Elemente des psychischen Systems.Vorstellungen lassen sich wiederum als innere Bilder verstehen.Für das psychische System sind Vorstellungen wichtig,da nur Vorstellungen Vorstellungen produzieren können.Ferner betont Luhmann,dass das psychische System nur kontinuieren kann,wenn es unaufhörlich Vorstellungen produziert[7].

Daraus folgt für ihn,dass die Individualitaet des psychischen Systems in der zirkulren Geschlossenheit seiner selbstreferenziellen Autopoiesis besteht[8].

Er betont weiterhin,dass die Geschlossenheit des psychischen Systems zu seiner Negativitaet führt,die sich in seiner Umwelt nicht findet.Es weiss nmlich nicht,was es nicht weiss,sieht nicht,was es nicht sieht,meint nicht,was es nicht meint,usw.Daraus resultiert,dass für das psychische System die Realitt nicht in ihrer eigenen Form existieren kann,sondern nur vom psychischen System auf eigene Art und Weise operativ einbezogen wird.

In der soziologischen Theorietradition wird Individuum oft mit Zweckverfolgung in Beziehung gesetzt.Konkret wird damit gemeint,dass nach Meinungen ei-niger Soziologen die Individualitaet des Individuums von der Verfolgung der von ihm gesetzten Ziele und Zwecke ausgemacht wird.[9]Diese Frage hat Luhmann in seiner Analyse auch mitbehandelt.Seine diesbezügliche Ansicht lsst sich so zu-sammenfassen:Zwecksetzungen geschehen im Bewusstsein und setzen seine selbst-referenzielle Autopoiesis voraus;gleichzeitig kann das Bewusstsein seine eigene Autopoiesis nicht als Ziel oder Zweck betrachten;jeder Zweck bedeutet das Ende einer alten und den Beginn einer neuen Sequenz;dieser Umstand erfordert,dass die Selbstkontinuierung des Bewusstseins nicht unterbrochen wird.Besonders dann,wenn die Zweckverfolgung vom Bewusstsein verlangt,komplexe Umstaende kontingent zu kombinieren,ist die Stabilitaet des Bewusstseins besonders unabdingbar.

Durch diese Analyse der Situation der Zwecksetzung des psychischen Systems hat Luhmann nun die Individualitaet des Individuums noch einmal als zirkulaere Geschlossenheit der Reproduktion des Bewusstseins definiert[10].Für Luhmann sind es gerade die geschlossene Vitalitt und Flusshaftigkeit im psychischen System,die es als eine unteilbare Einheit erscheinen lassen.Durch diese Geschlossenheit scheint die Individualitaet des Individuums unveraenderbar zu sein.Im Gegenteil,diese Unvernderbarkeit liefert für die Kontinuierung des psychischen Systems die notwendige Bedingung.Andererseits meint Luhmann,dass das Bewusstsein flexibel ist.Diese Eigenschaft zeigt sich in zweierlei Hinsicht,naemlich hinsichtlich seiner Fhigkeit zu differenzieren und zu limitieren.Mit der Fhigkeit zur Differenz wird gemeint,dass das Bewusstsein zwischen der Vorstellung,die gerade produziert wird,und den Vorstellungen,die spter produziert werden sollen,unterscheiden kann.Mit der Fhigkeit zur Limitierung wird dann gemeint,dass das Bewusstsein die Summe der Vorstellungen,die es selbst produziert und die nachfolgend benutzt werden sollen,begrenzen kann.Denn wenn alles gleichzeitig möglich ist,kann das Bewusstsein die eigene Reproduktionsaktivitt auch nicht fortsetzen.

Gerade durch diese beiden Fhigkeiten konstruiert das psychische System seine Beziehung zur Umwelt.Durch die Hervorhebung dieser Eigenschaft weist Luhmann nun auf eine andere wichtige Eigenschaft des psychischen Systems hin,naemlich seine Offenheit gegenüber der Umwelt.Luhmann meint,wie alle anderen Systeme hat das psychische System auch Bezug zur Umwelt.In diesem Prozess produziert es Informationen,die zur Produktion von nachfolgenden Vorstellungen benutzt werden.Luhmann betont hier aber,dass diese Informationen dem psy-chischen System keine Vorstellungen aufzwingen,sondern suggerieren ihm nur,welche nachfolgenden Vorstellungen moeglich sind.Daraus resultiert für Luhmann,dass die Geschlossenheit sowie die Fhigkeit zur Differenzierung und zur Limi-tierung dem psychischen System die Offenheit gegenüber der Umwelt ermög-lichen.[11]Weiterhin betont er,die Abhngigkeit des psychischen Systems von Differenz und Limitation bedeute eher nur,es befindet sich in der Herausforderung der Umwelt und kann diese auch bestehen.In diesem Sinn ist die Fhigkeit zur Diffe-renzierung und LimitierungehereineUeberlebensfaehigkeitdespsychischenSystemsgegenüberder Umwelt.

Obwohl Luhmann die Geschlossenheit als die erste Eigenschaft des Individuums versteht und seine Offenheit gegenüber der Umwelt als sekundr ansieht,hat er bei der Analyse letzterer Eigenschaft bereits den Einfluss der Gesellschaft(Umwelt)auf das Individuum anerkannt.Hier zeigt es sich schon,dass er das Individuum nicht als ein monologisches,ohne jeden Bezug zur Gesellschaft existierendes Wesen beschreibt,wie Habermas dies ihm vorwirft.[12]Entlang des logischen Fadens Betonung der Individualitaet und Verringerung des gesellschaftlichen Einflusses auf ihre Konstituierung hat Luhmann noch in ei-ner anderen Hinsicht die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft ana-lysiert,nmlich hinsichtlich der Beobachtung und Beschreibung des psychischen Systems.[13]Luhmann behauptet,wie alle anderen autopoietischen Systeme kann das psychische System sowohl von anderen Systemen beobachtet und beschrieben werden,als auch sich selbst beobachten und beschreiben.Nach ihm bedeuten Beobachtung und Beschreibung eigentlich nur Klrung der Differenzen,die das psychische System unter der Voraussetzung der Limitation gesetzt und bezeichnet hat.Er betont,solang ein psychisches System differenzieren und Differenzen limi-tieren,oder sogar nur in einer bestimmten Hinsicht einzelne Vorstellungen produzieren kann,wird es gleichzeitig andere Möglichkeiten im Auge haben und sich selbst beobachten und beschreiben.Als Beispiel:Wenn jemand weiss,dass er schwarz ist,weiss er gleichzeitig,dass er nicht weiss oder gelb usw.ist.

Aber zugleich weist Luhmann darauf hin,dass die Selbstbeschreibung des Individuums als psychischen Systems überfluessig zu sein scheint.Denn wenn das Individuum sich selbst beschreibt,kann es nur die eigene Individualitaet,also seine Eigenschaft der unabhngig von der Umwelt laufenden Autopoiesis feststellen.Wenn die geschlossene Autopoiesis die Eigenschaft des psychischen Systems,also des Individuums ist und es bei der Selbstbeobachtung und-beschreibung auch nur diese Eigenschaft feststellen,also sich selbst kopieren kann,dann wren die Selbst-beschreibung und-beobachtung sinnlos,wenn keineusseren Faktoren das Indi-viduum dazu bewegen.

Aus der Perspektive der gesellschaftlichen Evolution hat Luhmann nun die sozialen Faktoren analysiert,die zur Selbstbeschreibung des psychischen Systems führen[14].Nach ihm spiegelt der Prozess,in dem die Individualitaet sich herausbildet und die Selbstbeschreibung möglich wird,in der Begriffsgeschichte des Individuums wieder.Dieser Prozess ist nach ihm in den bezueglichen Begriffen aus vier Perioden zu sehen:Erstens im Begriff des Heroismus in der griechischen und römischen Antike.Dieser Begriff beschreibt nur einen kleinen Teil von Menschen als herausragend und vollkommen,also“individuell”.Zweitens in der Praxis der Talentverehrung im Mittelalter.In dieser Praxis sindVerdienstundPraesentationnichtmehrdieeinzigenKriterienfürdie Erwhlung.Dazu zaehlen die Einzigartig-keit,die Schöpfung und der soziale Geschmack auch als wichtige Kriterien.Dritttens im Begriff des allgemeinen Menschen.Dieser Begriff betont die Allgemeinheit im Menschen und das allgemeine Recht des Menschen sowie die sozio-kulturellen Bedingung ihrer Realisierung.Zugleich glaubt man mit diesem Begriff,dass sich das Individuum in der Allgemeinheit realisieren kann,wenn dieser Bedingungen erfüllt sind.Angetrieben durch diesen Allgemeinheitsglauben fangen einige Menschen an,mit manchen abweichenden Mitteln wie z.B.Avangardismus,Revolution,Kritik der etablierten Ordnung die eigene Individualitaet zu realisieren.Viertens im Begriff des Individuums der funktional differenzierten Gesellschaft.Hier definiert und beschreibt sich das Individuum durch Erwartungen und Ansprüche.Da LuhmannsichvorallemfürdieBeziehungzwischenIndividuumundGesellschaft in dieser Zeit interessiert,sollen wir im folgenden seine diesbe-zügliche Analyse nher kennenlernen.

Zunaechst behauptet Luhmann,dass das Individuum als psychisches System durch Bildungen von Erwartungen mit der Umwelt-also der GesellschaftKontakt verknüpft.Wir wissen,Erwartungen können an die Gesellschaft,aber auch an die Individuen gerichtet sein.Aber Luhmann hat hier Erwartungen vom Individuum an die Gesellschaft im Sinne.Er versteht hier unter Erwartung“eine Orientierungsform,mit der das System die Kontingenz seiner Umwelt in Beziehung auf sich selbst abtastet und als eigene Ungewissheit in den Prozess autopoietischer Reproduktion uebernimmt”[15].Jede Erwartung grenzt nach ihm ein Gebiet mit Ungewissheit ein,und der Unterschied zwischen diesem Gebiet und anderen Gebieten lsst sich durch die Erwartung selbst,also durch ihren Ausgang-Realisieren oder Scheitern-sehen.Auf diese Weise entstehen nach Luhmann reihenweise Ereignisse im Fluss des Bewusstseins.

In der Beschreibung ueber Erwartung betont Luhmann wiederum die Eigen-stndigkeit und Primatstellung des Individuums gegenueber der Umwelt(der Gesellschaft).Durch die obige Definition und Beschreibung von Erwartung stellt er fest,dass bei der Bildung von Erwartungen die Umwelt in der geschlossenen Operation des rein autopoietischen psychischen Systems gar nicht so auftaucht,wie sie ist.Durch Bildung von Erwartungen lsst das psychische System die Umwelt in seiner gewünschten und bekannten Art erscheinen,um sie operativ zu benutzen.

Diese aktive Rolle des psychischen Systems zeigt sich nach Luhmann noch in der Voraussetzung der Erwartungsbildung.Er behauptet,dass es nur eine Voraussetzung dafür gibt,nmlich die,dass die gebildete Erwartung vom autopoietischen psychischen System benutzt werden und die folgenden Vorstellungen vorstrukturie-ren kann.Da es nur diese einzige Voraussetzung gibt,behauptet Luhmann weiterhin,dass die Erwartungsbildung eine Urtechnik des psychischen Systems ist:Das psychische System-also das Individuum-braucht sich selbst und seine Lage nicht zu kennen,um Erwartungen zu bilden.So kann jeder Mann,der krank ist,die Erwartung bilden,im Krankenhaus behandelt zu werden,ohne dabei an das eigene Geschlecht,den eigenen Status,das eigene Alter usw.zu denken.

Allerdings erkennt Luhmann an,dass das Individuum auch Lernfhigkeit besitzt.Deswegen betont er,dass das Individuum mit der Vermehrung seiner Le-benserfahrungen es vermeiden wird,willkürlich Erwartungen zu bilden.Es orien-tiert sich bei der Erwartungsbildung immer mehr an sozial anerkannte Typen von Erwartungen.

Wenn behauptet werden kann,dass nach Luhmann das Individuum durch Erwartungsbildung schon vielfltige Beziehungen zur Gesellschaft unterhlt,dann ist ferner noch festzustellen,dass nach seiner Ansicht das Individuum durch Stellung von Anspruechen noch engere und klarere Beziehungen zur Gesellschaft anknüpft.Luhmann geht davon aus,dass Ansprüche von Erwartungen herkommen,aus ihnen komprimiert sind.Bei der Umwandlung von Erwartungen zu Ansprüchen sind nach Luhmann zwei Bedingungen zu erfuellen.Erstens muss das Individuum die Selbstbeschrnkung verstrken.Es muss wissen,dass es nicht so einfach Ansprüche an die Gesellschaft stellen kann als Erwartungen.Zweitens muss das Individuum damit rechnen,dass sein Gefühl beiErfüllungoderEnttuschungseinerAnsprüchestrkerseinwirdalsim Fall von Erwartung.Denn wenn das Individuum Anspruch auf etwas erhebt,wird es mit grösserem Risiko versuchen,ihn zu verwirklichen;es wird auch mehr Gefühl in das Gelingen oder Scheitern hineinstecken.

Luhmann weist weiter darauf hin,dass der Individualismus oder die Individualitt in der modernen Gesellschaft strker als je zuvor ausgeprgt ist.DieszeigtsichauchanderEinstellungderGesellschaftgegenüberden Ansprüchen des Individuums.Er stellt nmlich für die heutige Gesellschaft-oder genauer gesagt:für die heutige westliche Gesellschft-fest,dass die Gesellschaft nicht nur die Ansprüche des Individuums anerkennt,sondern sogar das Individuum anregt,Ansprüche zu erheben,um somit die eigene Individualitaet zu behaupten.Die Gesellschaft wünscht sich sogar,dass das Individuum Ansprueche auf Anerkennung und auf gesellschaft-liche Unterstuetzung für die Verwirklichung des eigenen Interesses stellt.

Klar ist es hier nun für Luhmann,dass dieses Phnomen eine Folge der gesellschaftlichen Evolution ist.Er behauptet zunaechst allgemein,dass ein Anspruch-egal in der modernen oder vormodernen Gesellschaft-nur dann von der Gesellschaft anerkannt werden kann,wenn entsprechende Verdienste vorliegen.Allerdings sieht das Verhltnis zwischen Ansprüchen und Verdiensten in verschiedenen Gesellschaften unterschiedlich aus.In der vormodernen Gesellschaft betont man bereits die Beziehung zwischen Ansprüchen und Verdiensten.Man hebt hervor,dass die Ansprüche der Oberschicht ihren Verdiensten entsprechen,oder sogar dass ihr gehobenes Leben selbst ein Verdienst ist.Aber mit dem allmhlichen Verlust ihrer Privilegien und mit dem VerschwindenderUnterschiedezwischenEdelundGemeinalsBasisfürdie Anerkennung von Verdiensten ist die Balance von Verdienst und Anspruch auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene gestört worden.In diesem Moment hat der Geldmechanismus zu einer anderen Balance geführt:Er laesst im Einkommen eine Synthese von Verdienst und Anspruch entstehen und Verdienste in andere Ansprueche umwandeln.z.B.können Leute,die Geld haben,Anspruch darauf haben,unter besseren Bedingungen zu reisen.Hat man nun Einkommen,so kann man nach eigenen Wuenschen,Vorstellungen,Zielen und Interessen Ansprüche stellen,z.B.nach eigenen Vorstellungen Auto kaufen,Haus bauen,Urlaub machen usw.Diese Phaenomene beweisen,dass die Ansprüche des Individuums auf Selbstverwirklichung in der modernen Gesellschaft legitimiert sind .

Das Interessante ist nun,dass Luhmann dieses Phnomen nicht darauf zurückführt,dass das Individuum im Zentrum der Welt stehen würde.Er meint vielmehr,die Sonderstellung des Individuums wuerde seiner Aussenstellung in der modernen Gesellschaft entsprechen.Hier gehört das Individuum zu keinem Sub-system der Gesellschaft,oder umgekehrt gesagt,kein gesellschaftliches Subsystem kann das Individuum vollkommen aufnehmen-sowie die Danwei(Arbeitseinheit)in China der planwirtschaftlichen Zeit dies tun konnte.[16]Deswegen muss das Individuum durch Verdienst Einkommen erzielen,um eigene Ansprueche,ja sich selbst zu verwirklichen.

Dieser Wandel hat natuerlich Folgen für das Individuum wie für die Gesellschaft.Luhmann sieht hier vor allem zwei Folgen.Erstens meint er,dass das Individuum beim Nicht-erfuellen seines Anspruchs emotional besonders niedergeschlagen sein wird.Der Grund dafuer liegt darin,dass ein Anspruch die Funktion hat,die Ereignisse im psychischen System zu integrieren,die durch Erwartungen entstehen.Somit befindet sich das psychische System im Gleichgewichtszustand,da nach einer Erwartung weitere folgen.Wenn nun ein Anspruch nicht erfuellt wird,kann das psychische System keine weiteren Erwartungen an die Gesellschaft setzen;das Individuum wird deprimiert sein.In diesem Sinne behauptet Luhmann,die moderne Gesellschaft sein mehr als je zuvor von Emotion gefhrdet.Zweitens ist das Individuum oft vom Druck,eigene Ansprueche stellen zu müssen,so sehr belastet,dass es nach Hilfe von der Gesellschaft sucht,also Zusatzansprüche an die Gesellschaft stellt-von ihr verlangt,es zu verstehen und seine Ansprueche therapeutisch zu behandeln,usw.Wenn die Gesellschaft diese Zusatzansprüche ablehnt,wird sie vom Individuum als unnormal und ungesund beschrieben,und das Individuum kann mit Mitteln wie Anarchismus,Terrorismus,Depression usw.gegen die Gesellschaft protestieren[17](Luhmann 1984:356).